Träume nicht dein Leben, Lebe deinen Traum


Wir alle haben unsere Wünsche und Träume.
Manch einer von uns trägt sie wie eine Fackel vor sich her und wartet auf den richtigen, den magischen Moment, damit sie in Erfüllung gehen.
Andere wollen zwar, eigentlich, aber da sind dann immer so viele wichtigere Dinge, die sie gerade jetzt daran hindern.
Eine weitere Gruppe gibt von Beginn an den Träumen keine Chance, weil das Verwirklichen ihnen Angst bereitet.
Nur einen ganz kleine Anzahl von Menschen steht irgendwann auf und lebt seine Wünsche und Träume in der Realität aus.
Zu welcher Gruppe gehöre ich? Nun, ich warte auf den richtigen, den magischen Moment.

Einer meiner Träume entwickelte sich auf einer Wanderung im Sommer 1969 durch den Elsaß und die Vogesen. Ich befand mich damals auf einer Teilstrecke des berühmten Jacobsweg und hörte voller Faszination den Wanderern zu, denen ich begegnete. Sie schwärmten von ihrem Weg zu diesem magischen Ort weit weg in Spanien. 
Damals plante ich "irgendwann" auch loszulaufen, von dem Punkt aus, an dem ich dann lebe, an dem ich zu dem Zeitpunkt X meinen Alltag verbringe. Schon damals wünschte ich mir auch, dass ich diesen Weg mit der Person zurücklegen werde, mit der ich mein Leben teile.

 

Das Leben hat seine eigenen Regeln und verschlug mich knapp 10 Jahre später nach Venlo in die Niederlande. Nochmals 10 Jahre später in ein Haus auf eine der Maasdünen, direkt an der Maas und somit an die historische Teilstrecke des Jacobsweges durch die Niederlande.
Jenes Teilstück, das von Millingen a.d. Rijn kommend über Kevelaer nach Venlo, Roermond und Maastricht verläuft, dort auf die Via Mosana durch Belgien stößt, um weiter quer durch Frankreich führend, später in den Pyrenäen auf den berühmten Weg von Saint Jean Pied de Port nach Santiago de Compostella zu treffen.
Jeden Tag, den ich in den Maasauen laufend verbringe, bewege ich mich also auf meinem "Sehnsuchtsweg" und werde durch die Wegmarkierungen mit der Muschel immer daran erinnert: "Eigentlich wolltest du doch ..."

Nach sehr turbulenten Jahren, bedingt durch die schwere Krankheit des Mannes an meiner Seite und die Pflege meiner an Alzheimer erkrankten Mutter, war 2008 endlich der richtige Zeitpunkt gekommen. Der magische Augenblick.  
Dieser Traum von mir hatte darauf gewartet, endlich gelebt zu werden. Wann, wenn nicht Jetzt?


Am Montag den 31. März 2008 habe ich zusammen mit dem Mann an meiner Seite unser Haus verlassen. Wir sind die Stufen hinunter zur Maas gegangen um - am Fluss entlang - in Richtung Santiago de Compostela zu laufen.

Allein das erste Stück, direkt von der Tür meines Hauses bis zur Belgischen Grenze, wo der Weg bei Grenzpfahl 43 auf die "Route Via Mosana" trifft, ist 120 km lang. Eine echte Herausforderung für einen Herzpatienten.

Wir nahmen uns vor, in Etappen zu laufen. Zeitpunkt, Länge und Dauer der einzelnen Abschnitte in den Rhythmus unseres Lebens zu integrieren. Was sich in der kommenden Zeit als sehr weises Vornehmen herausstellen sollte.
Es war und ist nicht wichtig, dass wir in einer bestimmten Zeit einen bestimmten Abstand ablegen. Es war nur wichtig, zu beginnen und jeden Schritt zu genießen. 
Wer mich wo und wann begleiten wird, ob ich ein Stück alleine zurücklege, all das würde sich logisch finden. Der Weg ist das Ziel.


Ich werde in diesem Jahr, dem 10. Jubiläumsjahr, von dieser Reise berichten. Werde Euch mitnehmen auf diesen Weg. Werde meine Gedanken, Glücksgefühle, aber auch Ängste zu Papier bringen. Werde Euch zu wundervollen Orten mitnehmen und da mit Speisen bekannt machen, die wir bisher auf dieser Reise genießen durften.

Bisher?
Ja, denn unser 2769 km langer Weg ist noch nicht beendet. Wir sind noch nicht am Ziel, aber mitten im Lebens-Abenteuer "Jacobsweg". 

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